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Feigen

Wer sie einmal vernascht hat, wird keine anderen mehr in den Mund nehmen wollen – die Rede ist von den weißen Feigen des Cilento. Die DOP-geschützten "fichi bianchi del Cilento" der Sorte Donato sind süßer und zarter als ihre türkischen oder griechischen Verwandten und haben dabei viel feinere Kerne. Frisch verzehrt schmecken sie köstlich, zur Delikatesse geraten sie, wenn sie auf traditionelle Art zubereitet und haltbar gemacht werden. Zunächst trocknen die Feigen auf flachen handgeflochtenen Körben ausgebreitet in der Sonne, um dann mit Mandeln, Walnüssen und Zitrusschalen gefüllt, in großen Backöfen bei geringer Temperatur langsam weiter zu trocken. Anschließend werden sie zu sogenannten "steccati" aufgespießt, immer abwechselnd mit einer Lage aromatischer Lorberblätter. Typisch und hübsch anzusehen sind auch die "cannette di fichi", bei denen die getrockneten Feigen zwischen zwei gespaltenen Schilfrohren aufgereiht liegen. Neuere, aber nicht minder köstliche Zubereitungsideen, sind z.B. Feigen von Bitterschokolade umhüllt oder in Kakaopulver gewälzt.

Die traditionelle Art der Zubereitung geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Griechen der Antike zurück, die auch den Feigenbaum im Cilento als Kulturpflanze heimisch gemacht haben. Von antiken römische Autoren wurde die Güte der getrockneten Cilento-Feigen vielfach besungen. In Zeiten der Not dienten die kalorienreichen Früchte wiederholt als "pane dei poveri", als Brot der Armen. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurde große Mengen getrockneter Feigen in die USA exportiert, um den Ausgewanderten den Heimwehschmerz zu versüßen. Mit der Nachkriegsemigration begann der zwischenzeitliche Niedergang der Feigenkultur im Cilento. Die alten Feigentrocknungsöfen verfielen, viele Bäume wurden umgehackt. Doch längst hat eine Rückbesinnung auf die alten kulinarischen Traditionen stattgefunden, an denen auch die Slow Food-Bewegung und die Nationalpark-Idee ihren Anteil hatten. Engagierten Unternehmern, wie dem studierten Geologen Antonio Longo aus Prignano Cilento, ist es gelungen den guten Ruf des "fico bianco" nicht nur neu zu beleben, sondern auch weltweit zu verbreiten.

Cooperativa Nuovo Cilento, Località Ortale – San Mauro Cilento, www.cilentoverde.com. Zu den Qualitätsproduzenten getrockneter Feigen im Cilento zählt auch die Bio-Olivenölkooperative aus San Mauro, deren empfehlenswertes Ristorante "Al Frantoio" sich selbstbewusst als "Laboratorio di Ricerca della Cucina del Cilento Antico" bezeichnet.

Santomiele, Via Salita San Giuseppe – Prignano Cilento, www.santomiele.it. Antonio Longo hat 1999 alte Traditionen wiederbelebt und neue kunstvoll-kulinarische Kreationen geschaffen.

 

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