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Velia

Das antike Elea wurde um 540 v. Chr. von kleinasiatischen Phokäern gegründet. Die Lage konnte besser nicht sein. Der Bergrücken an der Mündung des damals schiffbaren Alento, zu drei Seiten vom Meer umspült (durch die Verlandung ist die heutige Küstenlinie weiter vorgeschoben), bot sich als idealer Siedlungsplatz an. Eleas Gründung ging eine regelrechte Odyssee voraus: Die Belagerung der Metropole ("Mutterstadt") Phokäa durch die Perser,die Flucht der gesamten Bevölkerung per Schiff bei Ancht und Nebel, Irrfahrten und Seeschlachten im Tyrrhenischen Meer und schließlich, als ein Teil der Phokäer bereit war zurück in die Heimat unter das persische Joch zu kehren, ein Orakelspruch aus Delphi. Das Orakel empfahl den Phokäern, den eingangs beschriebenen Siedlungsort an der Mündung des Alento aufzusuchen. Die neu gegründete Stadt nannten sie nach einer Quellnymphe Hyele, später Elea.

Als Handelsstadt gelangte Elea zu Reichtum, ihren gerechten Gesetzen und der von Parmenides gegründeten Philosophenschule verdankte sie großen Ruhm. Diese besaß auch einen medizinischen Zweig, in dessen Tradition wiederum die mittelalterliche Medizinschule von Salerno stand. Die Eleatische Schule übte starken Einfluss auf ihre Zeitgenossen aus und legte den Keim für modernes wissenschaftliches Denken. Im 4. Jh. v. Chr. gelang es Elea, anders als Poseidonia (Paestum), dem Ansturm der Lukaner zu widerstehen. Früh knüpfte die Stadt politische, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu Rom und unterstützte die Römer während der Punischen Kriege mit Truppen und Schiffen. Mit dem Namen Velia wurde die Stadt 88 v. Chr. römisches Municipium, ohne Veteranen aufnehmen oder ihre Selbstständigkeit, das Münzrecht und die griechische Sprache aufgeben zu müssen. Die Verlagerung der Handelsströme im 2. Jh. n. Chr., weg vom Meer auf die Via Popilia-Annia (die römische Heer- und Handelsstraße von Capua durch das Vallo di Diano in den Süden Italiens), die Piratengefahr und die allmähliche Versandung des Hafens leiteten den Niedergang Velias ein. Im 9. Jh. wurde der Ort endgültig verlassen. Er erlangte noch einmal lokale Bedeutung, als im 13. Jh. der Küstenwachturm auf dem ehemaligen Akropolishügel zur Abwehr der Sarazenen errichtet wurde.

Bei einem Rundgang durch die archäologische Zone durchquert man in Hafennähe ein Wohnviertel aus römischer Zeit. Von dem gut erhaltenen Thermenkomplex aus dem 2. Jh. n. Chr. führt eine steingepflasterte Straße im Taleinschnitt bergauf, vorbei an dem in Hangstufen angelegten Asklepios-Heiligtum. Der Wasserlauf des Sele floss kanalisiert durch mehrere Becken, die für Hydrotherapie genutzt wurden. Durchschreitet man die Porta Rosa (brückenartige Bogenkonstruktion), sieht man über das Alento-Tal auf den Monte Stella (siehe W 7). In der Antike trug der 1.130 m hohe Gipfel des Berges eine Signalstation zwischen Velia und Paestum. Kehrt man auf der gepflasterten Straße zurück, kann man unterwegs nach rechts zur Akropolis queren. Durch das Propylon, einen Monumentaleingang, betrat man den heiligen Bezirk auf der höchstgelegenen Terrasse. Die mittelalterliche Cappella Palatina nimmt einen Flügel des antiken Torgebäudes ein. Hier ist ein Antiquarium mit der berühmten Herme des Philosophen Parmenides (siehe "Pinco und Pallina – Gedanken, schneller als eine Schildkröte") eingerichtet. Vom großen Tempel aus dem 5. Jh. v. Chr. hat sich lediglich das Fundament erhalten. Auf ihm erhebt sich das mittelalterliche Kastell mit dem Wachturm, weitgehend aus antikem Baumaterial errichtet. Ein wunderschöner Spaziergang führt von der Akropolis auf dem Höhenzug mit dem Verlauf der alten Stadtmauer nach Osten (siehe W 16). Velia ist ein Ort wie geschaffen, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Ein lohnender Ausflug führt ins Hinterland von Velia nach Moio della Civitella. Oberhalb des Städtchens liegen auf einem 815 m hohen Hügel, heute umgeben von majestätischen Kastanienwäldern, die Reste einer antiken Festungsstadt (ca. 1 km auf der Straße Richtung Stio und dann rechts zum cimitero ("Friedhof") abbiegen, ab hier ausgeschildert). Das Gipfelplateau dominiert die weite Umgebung, die Küstenebene mit Velia (siehe W 16), den Monte Stella (siehe W 7) und Monte Gelbison (siehe W 15) im Blick. Der von den Griechen Eleas befestigte Ort kontrollierte die wichtige Salz-Handelsstraße, die von der Küste ins Hinterland führt. Im 3. Jh. wurde das Gebiet verlassen, die Cappella dell’Annunziata auf der Akropolis stammt aus dem 15. Jh.

Den 15-minütigen Film "Paestum und Velia – Was steht und nicht vergeht"  aus der absolut sehenswerten SWR-Reihe "Schätze der Welt – Erbe der Menschheit" gibt es auf der Senderseite – dazu viele weitere, z.B. zu Pompeji oder der Costiera Amalfitana.

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