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Pflanzen

Der Landschaftsreichtum des Cilento spiegelt sich in einer artenreichen Flora und vielgestaltigen Vegetation wider, die noch längst nicht vollständig erforscht ist. Es gibt im Cilento schätzungsweise 3.500 Pflanzenarten, darunter zahlreiche Endemiten, d. h. auschließlich hier vorkommend. Dazu zählt auch die seltene Palinuro-Primel (Primula palinuris), Emblem des Nationalparkes und präeiszeitliches Relikt. Mai und Juni sind die schönsten Monate für Pflanzenfreunde, interessante Beobachtungen kann man jedoch das ganze Jahr über anstellen. Mai ist auch der beste Monat um auf Orchideen-Safari zu gehen. Sassano, Teggianos südlicher Nachbarort und am nördlichen Hangfuß des Monte Cervati gelegen, ist ein Mekka der Orchideenliebhaber. Im Parco del Cilento blühen mit über 250 Spezies ca. 80 % aller in Europa vorkommenden Arten. Im sogenannten Valle delle Orchidee lassen sich über 180 wild blühende Spezies entdecken. Der Vegetations- und Pflanzenreichtum des Cilento lässt sich auch auf begleiteten Wanderungen der Associazione naturalistica "Zefiro" erleben. Die liebevoll gestaltete Website ist zugleich ein Archiv der schönsten Pflanzen- und Landschaftsbilder. Die Präsidentin Dionisia De Santis ist zugleich Aurorin einer Reihe lesenswerter Publikationen (siehe "Lesen - Natur").

An Dünenstränden trifft man auf die im Sommer weiß blühende Dünen-Trichternarzisse (Pancratium maritimum). Dünen sind extrem trittempfindlich, Badende sollten die eigens ausgewiesenen Korridore benutzen! Zu den Dünen-Bewohnern zählen auch die Stranddistel (Eryngium maritimum), der Europäische Meersenf (Cakile maritima), das Graue Heiligenkraut (Santolina chaecyparissus), die Dünen-Wolfsmilch (Euphorbia paralias) und der Gewöhnliche Strandhafer (Ammophila arenaria). Pinco und Pallina lüften das Geheimnis der mysteriösen braunen Bälle, die man manchmal am Strand findet.

An Felsstränden wächst der sukkulente Meer-Fenchel (Crithmum maritimum), bestens an die extremen Lebensbedingungen angepasst. Die seltene Palinuro-Primel (Primula palinuris) wächst auf carbonathaltigen Felsen in Küstennähe, sucht dabei aber die schattigen und feuchteren Lagen. Ob die lichten Aleppo-Kiefernwälder (Pinus halepensis) an der Punta Tresino oder Punta Licosa natürlichen Urspungs sind, ist nicht geklärt. Im Unterwuchs gedeihen auf jeden Fall die typischen Pflanzen der Küstenmachia, wie z. B. Rosmarin – "ros marinus" ("Tau des Meeres"), so der lateinische Name. Dazu gesellen sich immergrüne Mastix-Sträucher (Pistacia lentiscus) (siehe "Pinco und Pallina – Der Kaugummistrauch") und Zistrosen. Die immergrünen Macchiasträucher behaupten sich auch auf ärmsten Böden, wie an der wilden Costa degli Infreschi, oder erobern aufgelassenes Ackerland zurück. Auf saurem Flyschboden gedeiht an offenen Stellen Schopf-Lavendel (Lavandula stoechas). Neben Rosmarin sind es graulaubiger Wermut, Felsnelken und v. a. die kugelförmigen Büsche der Baumförmigen Wolfsmilch (Euphorbia dendroides), die sich malerisch an die steilen Küstenfelsen klammern.

Bis etwa in 800 m Höhe reichen Steineichenwälder (Quercus ilex), die auf sauren Böden mit Baum-Heide (Erica arborea) und dem Erdbeerbaum (Arbutus unedo) vergesellschaftet sind. Letzterer ist ebenfalls ein Heidekrautgewächs, seinen hübschen roten Früchten (lat. unedo, "eine esse ich") verdankt er den Namen. In Steineichenwäldern ist häufig auch die laubabwerfende Blumen-Esche (Fraxinus ornus) anzutreffen. Auffällig ist auch das Vorhandensein zahlreicher Lianen, wie Etruskisches Geissblatt (Lonicera etrusca), Efeu (Hedera helix) , Raue Stechwinde (Smilax aspera) oder Stechender Spargel (Asparagus acutifolius). Im Frühjahr blühen im dichten Baumschatten das Geschweiftblättrige Alpenveilchen (Cyclamen repandum) und Wiesenrauten (Thalictrum calabricum).

Infolge jahrtausendelanger menschlicher Einflussnahme durch Brand, Beweidung und Rodung haben oft artenreiche Macchia bzw. Olivenhaine die Steineichenwälder abgelöst. Auf tonig-mergeligen Böden finden sich Erdbeerbaum (Arbutus unedo), Baumheide (Erica arborea) und Myrte (Myrtus communis), auf trockeneren kalkhaltigen Böden Rosmarin (Rosmarinus officinalis), verschiedene Ginsterarten,  Mastix (Pistacia lentiscus) und Phönizischer Wacholder (Juniperus phoenicea). Auf Weideflächen, die mit Hilfe von Feuer gesäubert werden, breiten sich massenhaft Zistrosen (deren Samen nach der Hitze des Feuers besser keimen), Affodill und Diss (Ampelodesmos mauritanica) aus. Die Halme des Riesengrases wurden früher zum Flechten von Reusen und Abtropfkörben für Ricotta verwendet.

An den immergrünen Eichengürtel schließt sich ein sommergrüner Eichengürtel mit Flaum- (Quercus pubescens) und Zerr-Eichen (Quercus cerris) an, und in diesem Vegetationsstockwerk sind, neben Hainbuchen und diversen Ahornarten, ausgedehnte Kastanienwälder anzutreffen. Die Esskastanie (Castanea sativa) führten vermutlich bereits die Griechen der Antike aus Kleinasien ein. Sie werden heute noch der Früchte wegen, und als Brenn- und Bauholzlieferanten angebaut. Die Zusammensetzung der Wälder wechselt stark mit ihrer wirtschaftlichen Nutzung, Höhenlage, Hanglage und ihrem geologischen Untergund. Ausschließlich in Süditalien heimisch ist die Herzblättrige Erle (Alnus cordata). Das immergrüne Buschstockwerk wird gebildet von Mastix-Sträuchern (Pistacia lentiscus), Myrten (Myrtus communis), Mittelmeer-Feuerdorn (Pyracantha coccinea, Steinlinden (Phillyrhea latifolia) und v.a. auf sauren Böden von Erdbeerbaum (Arbutus unedo) und Baumheide (Erica arborea).

Über 1.000 m Höhe schließt sich meist ein schmaler Erlengürtel an, gefolgt von ausgedehnten Buchenwäldern. Zu den Buchen können sich Stechpalmen (Ilex aquifolium), Eiben (Taxus baccata), Bergahorn (Acer pseuodoplatanus) und der seltene Kalabrische Ahorn (Acer cappadocicum subsp. lobelii) gesellen. Mäusedorn (Ruscus aculeatus) und Lorbeer-Seidelbast (Daphne laureola) bilden den Unterwuchs. Im Frühjahr, bevor die Blätter austreiben, überzieht sich der Waldboden mit Myriaden blühender Zwiebelgewächse. Abholzung und Weidebetrieb hat vor langer Zeit eine artenreiche Kulturlandschaft entstehen lassen, die heute – bei Nachlassen der Weidetätigkeit – in ihrem Fortbestand gefährdet ist. Auf kalkhaltigem Untergrund haben sich niedrige Gariguen etabliert, in denen Lavendel (Lavandula angustifolia), Salbei (Salvia officinalis) und Dornige Wolfsmilch (Euphorbia spinosa) den Ton angeben.

Die hoch gelegenen Almwiesen verwandeln sich im Sommer in ein Blütenmeer. Zahlreiche Veilchen, Primeln und Orchideen stehen in einem Meer von Trespen (Bromus erectus). Eine imposante Erscheinung ist die im Frühsommer blühende Feuer-Lilie (Lilium bulbiferum). Sie bevorzugt Kalkböden in sonnigen Lagen. An windausgesetzten Stellen oder dort, wo im Winter der Schnee lange liegen bleibt, domiert niedriger Blaugras-Rasen (Sesleria tenuifolia), durchsetzt mit Grasartiger Büschelglocke (Edraianthus graminifolius), Steinbrech, Zeitlosen, Krokus und Fingerkraut. Am Rand der Karst-Schlucklöcher steht häufig Weißdorn- und Berberitzengebüsch.

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