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Vesuv

Die Silhouette des Vesuvs verleiht dem Golf von Neapel ein unverwechselbares Gesicht. Dem Ausbruch vom 24. August 79 n. Chr. verdankt Kampanien seine bedeutendste Sehenswürdigkeit. Die damals verschüttete und im 18. Jh. wieder entdeckte Stadt Pompeji zieht als größtes Freiluftmuseum der römischen Antike jedes Jahr Millionen von Besuchern an. Hier am Fuße des Vesuv schlugen die Geburtstunden zweier Wissenschaften, im frühen 18. Jh. jene der Archäologie und Mitte des 19. Jh. die der Vulkanologie. Der berühmteste Vulkan der Welt ist nach wie vor aktiv, bei einem neuerlichen Ausbruch wären mehr als eine halbe Million Menschen unmittelbar gefährdet, vielleicht sogar bis zu drei Millionen. Dass der Vesuv wieder ausbricht, ist gewiss, unklar ist nur, wann. Auch wenn es im Moment keine akuten Anzeichen für einen neuen Ausbruch gibt, könnte er mit nur wenig Vorwarnung jederzeit stattfinden. Selbst bei einem ausgeklügelten Vorwarnsystem, wäre es nicht möglich so viele Menschen rechtzeitig zu evakuieren. Besorgniserregender ist die Entwicklung in den nördlich gelegenen Phlegräischen Feldern. Hier sind immer wieder Erdbeben und steigende Temperaturen im Untergrund zu verzeichnen, möglicherweise Anzeichen für einen neuen Ausbruch. Der vulkanischen Gebiete unterliegen heute der ständigen Überwachung des Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia in Neapel.

Der Vesuv ist ein zusammengesetzter Schichtvulkan. Aus der Caldera des älteren Monte Somma ragt der Gran Cono des Vesuv empor, daher spricht man auch vom Somma-Vesuv-Doppelvulkan. Vor etwa 25.000 Jahren begann der Vesuv, zunächst als Insel, aus dem Golf von Neapel emporzusteigen. Seither erlebte der Feuerberg zahlreiche explosive Ausbruchszyklen. Mit dem spektakulären Ausbruch 79 n. Chr. hat sich der Vesuv in die Weltgeschichte eingeschrieben. Die Verschüttung der Städte Herkulaneum und Pompeji spricht Bände über sein Zerstörungspotenzial. Von Goethe stammt der gerne zitierte Satz: "Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude gemacht hätte." Besucher von Pompeji und Herculaneum mögen ihm zustimmen.

Im Jahr 1991 wurde der Parco Nazionale del Vesuvio eingerichtet, inzwischen gibt es ein Wanderwegenetz. Der klassische Vesuv-Ausflug führt mit dem Auto oder Bus von Ercolano durch abwechslungsreiche Lavalandschaft bis auf die quota mille. Im Valle del Gigante sind die grauen Laven von 1944 zu sehen, aus der Caldera erhebt sich der Gran Cono del Vesuvio, mit 1281 m zurzeit die höchste Erhebung. Ein gebührenpflichtiger Fußweg führt zum Krater. An klaren Tagen entschädigt der Blick in den Schlund und auf den Golf für das bisschen Schweiß und die 6,50 (!) Euro Eintritt. Selten wird man hier oben alleine stehen, zu populär ist der Ausflug. Im Mai und Juni blühen die Hänge, die beste Fernsicht genießt man in trockenen Wintermonaten.

Der Vesuvausbruch 79 n. Chr.

Nach der Analyse abgelagerter vulkanischer Schichten, der so genannten Tephra-Chronologie, lässt sich der Ablauf des Ausbruchs von 79 rekonstruieren und mit den Beobachtungen der berühmten Briefe von Plinius d. J., dem ersten überlieferten Augenzeugenbericht eines Vulkanausbruchs, in Übereinstimmung bringen.

Die Katastrophe kündigte sich Tage zuvor durch eine Serie von Erdbeben an, am Golf von Neapel zunächst nichts ungewöhnliches. Am Morgen des 24. August begann der Ausbruch mit einer Reihe kleinerer Explosionen. Gegen Mittag erfolgte dann jene gewaltige Explosion, deren 30 km hohe Eruptionssäule in Form einer Pinie Plinius aus dem 30 km entfernten Misenum beobachten konnte. Hochexplosive Eruptionen, bei denen große Mengen an Lockermaterial in die Atmosphäre geschleudert werden, bezeichnen Vulkanologen heute als plinianisch. Stundenlang schossen Bimssteine und heiße Aschen in den Himmel und fielen auf die Landschaft südöstlich des Vesuvs herab. In Pompeji war der Asche- und Bimssteinregen besonders heftig, der Tag wurde zur Nacht. Das mag ein Grund gewesen sein, warum nicht alle Bewohner flüchteten, sondern in den Häusern Zuflucht suchten. Nach einigen Stunden begannen die Dächer der Häuser unter dem Gewicht des Lockermaterials einzustürzen. Nach zwölf Stunden ununterbrochener plinianischer Aktivität bedeckte bereits eine 2½ Meter dicke Schicht die Trümmer von Pompeji. Dann änderte sich das Ausbruchsverhalten. Die Bewohner von Herculaneum hatten sich bislang in trügerischer Sicherheit wiegen können, da der Aschefall der Hauptwindrichtung folgte, also weg von der Stadt. Am frühen Morgen des 25. August brach die Eruptionssäule in sich zusammen, und 800°C heiße Glutwolken rasten, von Schlammströmen gefolgt, die Vesuvhänge hinab und erreichten Herkulaneum innerhalb weniger Minuten. Hunderte Menschen hatten sich am Strand versammelt, an eine Flucht mit Schiffen war jedoch nicht zu denken, da der starken Thermik wegen Wind und Wellen gegen das Land drängten. Als die Menschen die Glutwolke auf ihre Stadt zurasen sahen, flüchteten sie in die nahen Bootshäuser. Hier erreichte und tötete sie die Glutwolke. Die Stadt wurde kurz darauf von einem mächtigen pyroklastischen Strom verschluckt. Gegen 7.30 Uhr des gleichen Tages erreichte auch Pompeji eine Glutwolke, der geschätzt etwa 2000 Menschen zum Opfer fielen. Die vom plötzlichen Tod überraschten Menschen und Tiere deckte die Asche zu.

Achtzehn Jahrhunderte später entwickelte der Archäologe Fiorelli die geniale Methode, die von den Leichen hinterlassenen Hohlräume mit Gips auszugießen. In aller Deutlichkeit traten die Körper im Augenblick ihres Todes wieder zu Tage. Ausläufer der letzten und größten Glutwolke erreichten am 25. August gegen acht Uhr früh Stabiae, wo sich Plinius d. Ä. aufhielt. Sein Erstickungstod wurde vermutlich von der feinen Asche, den Gasen und der Hitze verursacht. Drei Tage nach der ersten Eruption ließ der Aschefall nach, und das Tageslicht kehrte schüchtern zurück. Über 300 km² fruchtbares Land waren in eine Wüste verwandelt worden, ehemals blühende Städte lagen unter Asche und Bimsstein begraben.

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